Das Netzwerk der Spielerhilfe

Spekulationen über die Finanzierung, steht illegale Glücksspiel-Gruppierung dahinter?

Das Geschäft mit dem Glücksspiel ist kein Mädchenpensionat. Am kleinen österreichischen Markt tummeln sich legale Großunternehmen wie die teilstaatlichen Casinos Austria AG und der niederösterreichische Novomatic-Konzern. Daneben sind illegale Anbieter hinter dem Geld der Spieler her, und mittendrin mischen die Spielerschützer mit.

Einer der rührigsten Vereine ist die Spielerhilfe mit Obmann Christoph Holubar. Er hat sich zuletzt mit den Casinos angelegt und ließ Jugendliche und Kinder als „Undercover-Agenten“ in Trafiken ausschwärmen, um Lotterieprodukte (Rubbellose etc.) zu kaufen. Der Verein deckte die Casinos-Tochter Lotterien mit zig Anzeigen wegen Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz ein. Was sogleich das Land Oberösterreich gegen die Spielerhilfe auf den Plan rief, Kinder dürften nicht für solche Aktionen eingesetzt werden.

Der Verein will jetzt über Österreich hinaus international auf sich aufmerksam machen.

Für kommende Woche ist eine Pressekonferenz in London angekündigt, Thema: „Die Wahrheit über Allwyn“. Der Konzern (vormals Sazka) des tschechischen Milliardärs Karel Komárek ist nicht nur Mehrheitseigentümer der Casinos, sondern einer der größten Lotterien-Betreiber in Europa – kein Jausengegner, mit dem sich Holubar da anlegt. Das Unternehmen erhielt eine Lizenz für die National Lottery und wird ab 2024 in England starten.

Kriminelle Gruppierung?

In der Glücksspielszene verdichten sich die Vermutungen über die Finanzierung der Spielerhilfe. Die Homepage des gemeinnützigen Vereins ist aufwendig gemacht, Undercover-Agenten werden bezahlt. Und warum legt sich die Spielerhilfe nur mit legal agierenden Unternehmen an, während vor der Haustüre in Oberösterreich eine mutmaßlich kriminelle Glücksspiel-Gruppierung ein großes Rad dreht.

Die Frage ist, ob die Spielerhilfe von der Kajot-Gruppe finanziert wird, die Ermittler dem Welser Geschäftsmann S. mit besten Kontakten in die FPÖ und dessen Flumen Privatstiftung zurechnen. Das profil berichtete kürzlich über „Das Phantom aus Wels“ und die Ermittlungen wegen etlicher Delikte gegen zahlreiche Beschuldigte. Im Firmenbuch findet sich noch ein Hinweis zu einem albanischen Clan, der hinter der Gruppe stehen könnte.

Holubar dementiert gegenüber dem KURIER, von Kajot bzw. S. unterstützt zu werden. Wie sich der Verein finanziert, will er nicht verraten. Er bietet lediglich gegen Anmeldung sowie unter Wahrung der Geschäftsgeheimnisse Einblick in die Buchhaltung an. Er gehe nicht gegen illegale Anbieter vor, da dies die staatlichen Stellen wie die Finanzpolizei selbst tun würden.

Eine direkte Verbindung lässt sich nicht finden. Doch es gibt eine Reihe von Auffälligkeiten.

Die Spielerhilfe domiziliert an exakt derselben Adresse in Wels, an der bis 2022 einige Firmen der Flumen-Privatstiftung von S. eingetragen waren, die zum Netzwerk der illegal und tätigen internationalen Gruppierung gehören. Darunter eine Immobilien-Gesellschaft mit albanischer Hälfte-Beteiligung. Vorstand der Stiftung war in der Vergangenheit der Welser FPÖ-Bürgermeister und Anwalt Andreas Rabl.

Rechtlichen Beistand erhält Holubar von einer Anwältin in Graz. Diese beteuert, nicht für Kajot oder Herrn S. zu arbeiten. Dem KURIER liegt jedoch eine Honorarnote vor.

 

Außerdem wurde ein „Unterstützungsverein für Geschädigte“ gegründet, der ebenfalls Holubar zuzurechnen ist. Obfrau ist die Gattin. Der Verein tritt nicht öffentlich auf, fragt sich, wie er an Geschädigte kommen will. Der Verein habe „nie operative Tätigkeiten entfaltet“, sagt Holubar. Wie viele Geschädigte eigentlich die Spielerhilfe vertritt, verrät er nicht.

Aber aus welchem Grund sollten illegale Glücksspielritter überhaupt einen Verein gegen legale Anbieter unterstützen? Um deren Image bei den anstehenden Lizenzvergaben für Casinos, Lotterien und Online-Gaming in Sachen Spielerschutz zu beschädigen, meinen Marktexperten.

Holubar kämpft übrigens auch persönlich gegen die Casinos, er fordert in zwei Verfahren Spielverluste von rund 1,3 Millionen zurück.

hodoschek.andrea@kurier.at

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