Die finanziellen Folgen für den Sisi-Film sind noch kaum zu beziffern. Künstlerisch hat der Film einen weiteren Erfolg eingefahren.
Auf den künstlerischen Erfolg des Films „Corsage“ hat das Bekanntwerden der Causa Teichtmeister bisher kaum schädigenden Einfluss. Gestern wurde Marie Kreutzers vielbeachteten Kostümfilm um Kaiserin Sisi in der Kategorie Nicht-englischsprachiger Film für einen BAFTA nominiert. Die britischen Awards gehören den bedeutendsten Filmpreisen der Welt und werden am 19. Februar vergeben.
Dass der Fall um Besitz von Darstellungen sexualisierter Gewalt des Franz-Joseph-Darstellers an dem Film dauerhaft kleben bleibt, scheint klar. Ungewiss ist jedoch, wie groß der wirtschaftliche Schaden ist.
Bisher hat der Film weltweit in den Kinos rund 2,5 Millionen Euro eingespielt. Das heißt nicht, dass die Macher diese Summe bereits verdient hätten. In der Verwertungskette hängen die Kinos in 91 Ländern (allein in den USA 300 Lichtspielhäuser). Die nationalen Verleiher refinanzieren den am Film beteiligten Weltvertriebspartner, erst dann fließt Geld (geschätzt unter fünf Prozent) an die koproduzierenden Firmen, die zuerst aber noch eigene Investitionen decken und einen Teil der Filmförderungen zurückzahlen müssen. Branchenkenner mutmaßen zwar, dass in vielen Ländern, in denen der Film noch startet, die Debatte nicht so präsent sein könnte. Dennoch sei absehbar, dass es bei „Corsage“ eher um Schadensbegrenzung geht, denn ums Verdienen.
Der zuständige Weltvertrieb mK2 aus Frankreich sagte dem Branchenportal Screen daily, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass der Film international aus den Kinos verbannt wird. Der portugiesische Verleiher PRIS etwa beabsichtigt, „den Film weiterhin und in mehreren Medien (Kino, TV, VOD, Anm.) zu verwerten, und es liegt an den Zuschauern, ob sie ihn sehen wollen oder nicht.“
Verlust für ORF durch Teichtmeister-Bann
Der ORF hingegen hat entschieden, keine Filme mit Teichtmeister mehr auszustrahlen. Im Rahmen des Film/Fernsehabkommens gab es eine Senderbeteiligung von 600.000 Euro. ZDF und Arte sind in einer ähnlichen Größenordnung am Gesamtbudget von 7,5 Mio. Euro beteiligt. Dieses Geld ist grundsätzlich nicht rückzahlbar.
Sollte sich die Produktionsfirma (Film AG) dazu entscheiden, den Film doch zurückzuziehen, droht ein Rattenschwanz an internationalen Regressforderungen, den die Insider grob mit „mehrfachen Millionenbeträgen“ schätzen.
Wie sich eine mögliche Oscar-Nominierung und die damit verbundene Publicity atmosphärisch auswirken würde, ist eine weitere Unbekannte. Üblicherweise wirkt sich eine Einladung für die Academy Awards freilich positiv auf die Kinozahlen aus. Im Falle von „Corsage“ könnte die prestigereiche Nominierung die internationale Berichterstattung über den auf Abwege geratenen Schauspieler erst richtig befeuern.
Kommenden Dienstag (24. Jänner) ist die Bekanntgabe.
Source:: Kurier.at – Kultur
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