Mobiles Bezahlen auf dem Vormarsch

Noch immer zahlen viele Menschen im Land vorzugsweise in bar. Allerdings gewinnen neue Zahlformen wie etwa von Apple oder Google stark an Bedeutung.

Wer eine Reise in nordeuropäische Länder wie Schweden macht, wird sich vielleicht zunächst wundern. Fast alles wird digital bezahlt, in manchen Geschäften wird Bargeld nicht einmal angenommen; selbst wenn es sich um Kleinstbeträge handelt.

Anders die Situation in Österreich. Nach wie vor gehen die Menschen vorzugsweise zunächst zum Bankomaten, um dann die Scheine in den Geschäften – vielleicht sogar gleich direkt neben der Bank – wieder auszugeben. „Die Österreicher sind sehr traditionell beim Bezahlen“, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des heimischen Bankenverbands. Bezüglich neuer Technologien hätten sie eine eher abwartende Haltung. Wobei es schon seit 1987 möglich ist, mittels Bankomatkarte, in der Fachsprache Debitkarte, in Österreich zu zahlen.

Diese konservative Einstellung unterstreicht auch eine repräsentative Umfrage des Bankenverbands unter 1.000 Österreichern zwischen 18 und 65 Jahren. Demnach nutzen 97 Prozent der Befragten Bargeld und immerhin 95 Prozent eine Bankomatkarte zum Bezahlen (siehe Grafik).

Kurier Grafik

Smart Payment

Überraschend hingegen: Mobile Payment-Formen wie Apple Pay oder Google Pay, die das Bezahlen über Smartwatch oder Smarthandy ermöglichen und die erst 2019 in Österreich eingeführt wurden, werden demnach bereits von 26,4 Prozent der Bevölkerung aktiv genutzt. „Vor allem von Unter-40-jährigen, insbesondere jungen Männern“, sagt Resch. Kryptowährungen hingegen spielen noch eine sehr untergeordnete Rolle.

Hauptgründe für die häufige Verwendung von Bargeld seien die breite Akzeptanz, Vertrautheit sowie die Wahrung der Privatsphäre, die mehr als 80 Prozent der Nutzer nennen. „Ein Drittel der Befragten gab an, ein Geschäft nicht aufzusuchen, wenn es kein Bargeld annimmt.“ Umgekehrt würde ein Viertel verweigern, wenn eine Bankomatkarte nicht akzeptiert werde. Bei Kreditkarten werde die verspätete Abrechnung geschätzt.

„Erstaunlicherweise punktet das Bargeld in der Gastronomie“, stellt Resch fest. Bei allen anderen Einkäufen führt die Bankomatkarte (siehe Grafik). „Bei den Über-50-jährigen hat mehr als die Hälfte über 50 Euro bei sich“, so Resch. Das gegenteilige Bild bei jüngeren Menschen: Nur Ein Viertel der Unter-30-jährigen habe kaum oder sogar gar kein Bargeld eingesteckt.

Kurier Grafik

Aber es wird laut Umfrage auch in Österreich zu einer langsamen Veränderung des Zahlungsverhaltens kommen. Resch: „Wir stehen hier vor einem kontinuierlichen Wandel in den nächsten zehn Jahren. Die Kreditkarte und Mobile Payment gewinnen an Bedeutung. Die Bargeldnutzung geht langsam zurück“, sagt Resch. 2033 möchte fast die Hälfte der Bevölkerung Apple Pay & Co verwenden und 85 Prozent werden Online Payment nutzen. Zwei Drittel schließen Kryptowährungen als Zahlungsmittel aber auch noch in zehn Jahren aus.

Finanzierungen

Abgefragt wurde auch die Einstellung zu Krediten. „Die Österreicher sind grundsätzlich vernünftig bei Finanzierungen“, sagt Enver Sirucic, Vorstandsmitglied des Bankenverbandes und CFO der Bawag. „Drei Viertel meinen, man soll sich nur Sachen kaufen, die man sich auch tatsächlich leisten kann.“ 26 Prozent geben an, dass sie einen Kredit aufnehmen würden, um sich „Träume zu erfüllen“ und etwa ein Haus oder ein Auto zu finanzieren. 21 Prozent würden für die Erhaltung ihres Lebensstils zum Kreditinstitut gehen und 20 Prozent würden ihre Wünsche wie einen Urlaub oder Möbel via Kredit bezahlen.

Apropos Lebensstil: Laut Studie kann infolge der gestiegenen Preise bereits rund ein Viertel der Befragten maximal 5 Prozent vom Einkommen sparen, 13 Prozent können gar nichts sparen. Drei Viertel versuchen, die Ausgaben und Kosten im täglichen Leben zu senken. Daher werde gespart, primär beim Essen auswärts oder ausgehen.

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert