Hellas von Sinnen – das ist die griechische Slalom-Sensation

Alexandros Ioannis Ginnis sorgte mit Rang zwei für die erste Medaille eines griechischen Wintersportlers.

Es muss schon etwas Besonderes vorgefallen sein, wenn ein Weltmeister einmal nicht im Mittelpunkt steht, sondern sich alles um den Mann dreht und drängt, der Silber gewonnen hat. Aber die Geschichte von Alexandros Ioannis, kurz AJ Ginnis ist nun einmal das Ski-Märchen dieser WM.

Ein Grieche, der eine Medaille im Skifahren gewinnt – Göttervater Zeus dürfte die Blitze nur so zucken lassen.

Ganz aus heiterem Himmel kam diese erste WM-Medaille eines griechischen Wintersportlers dann aber auch wieder nicht. Spätestens seit seinem zweiten Platz bei der WM-Generalprobe in Chamonix musste man AJ Ginnis auf der Rechnung haben, auch wenn viele Experten dies vor zwei Wochen noch als One-Hit-Wonder abgetan hatten.

Griechischer Weiner

„Ich weiß nicht, was da heute passiert ist“, stammelte Ginnis nach seiner Fahrt zu Slalom-Silber in die Mikrofone. Und die Tränen kullerten ihm nur so übers Gesicht. Denn es grenzt an ein Wunder, dass er diesen historischen Moment überhaupt erleben durfte.

Der gebürtige Athener, der das Skifahren im Parnass-Gebirge in Nordgriechenland erlernt hatte, blickt auf eine turbulente Karriere zurück. Sechs Mal riss er sich bereits das Kreuzband, sein Skifahrerleben lang begleiteten ihn Existenzängste.

Im Heimatland seiner Mutter wurde der Sohn einer US-Amerikanerin aus dem Ski-Team ausgemustert, weshalb er zuletzt sein Glück als echter Exote in Griechenland versuchte. Mit seinem Privatteam schaffte er in diesem Winter endlich den Durchbruch. „Die letzten beiden Wochen waren ein Traum. Ich denke, das ist auch eine große Geschichte für Griechenland.“

Denn mit Wintersport hatte das Land bisher wenig bis gar nichts am Hut. Costa Cordalis war noch einer der berühmtesten Vertreter, der Sänger war 1985 bei der Nordischen WM in Seefeld als Langläufer im Einsatz.

AJ Ginnis fehlten in Courchevel 20 Hundertstelsekunden auf die Goldmedaille, aber das wäre dann wohl doch ein bisschen zu kitschig gewesen. So bejubelte Henrik Kristoffersen den ersten Slalom-WM-Titel seiner Karriere und zugleich die erste Goldmedaille für die Skimarke von Marcel Hirscher.

Norwegischer Stoiker

Der erfahrene Norweger spielte im raffiniert gesetzten zweiten Lauf all seine Klasse aus und katapultierte sich mit einer spektakulären Aufholjagd noch von Rang 16 aufs oberste Treppchen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass meine Zeit reichen würde“, sagte der 28-Jährige, der den Titel vergleichsweise stoisch hinnahm.

„Das war jetzt der richtige Zeitpunkt für die erste Goldmedaille im Slalom.“

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