Die Frauen des „Valley“

Österreichs Frauenministerin Susanne Raab suchte in Kalifornien nach Strategien, um mehr Frauen in die Tech-Branche zu bringen

Aus San Francisco

Eigentlich – so hat es UNO-Generalsekretär António Guterres vergangene Woche bei der Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau (CSW) in New York gesagt – eigentlich sei die Rechnung ganz simpel: Ohne die Einsichten und die Kreativität der halben Welt können Wissenschaft und Technologie nur die Hälfte ihres Potenzials ausschöpfen.

Die „halbe Welt“, von der Guterres spricht, das sind die Mädchen und Frauen.

Doch obwohl das so ist, obwohl schon aus rein ökonomischen Gründen Frauen und Mädchen in der Technik gebraucht werden, sind sie dort weltweit betrachtet immer noch stark unterrepräsentiert. „Jahrhunderte des Patriarchats, der Diskriminierung und schädlicher Stereotype haben eine enorme Kluft zwischen den Geschlechtern in Wissenschaft und Technologie geschaffen“, sagt Guterres. Das müsse sich nun tunlichst ändern, damit die Silicon Valleys unserer Welt nicht zu Death Valleys für Frauenrechte werden.

APA – Austria Presse Agentur

UNO-Generalsekretär

Besteht diese Gefahr? Oder macht man im Hinblick auf die Geschlechtergleichstellung im „Valley“ vielleicht sogar einiges besser als etwa in Österreich? Können wir als Staat von Tech-Riesen wie Meta, Google und Apple in Sachen Frauenförderung gar etwas lernen?

Um darauf Antworten zu finden, reiste Österreichs Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) vergangene Woche von der CSW in New York weiter nach Kalifornien.

Was den Frauenanteil angeht, zeigt man sich in den dort ansässigen Tech-Konzernen mehr als selbstbewusst.

Darüber müsse man gar nicht mehr explizit sprechen, diverse Führungsetagen seien ohnehin längst Normalität, lautet der Grundtenor.

Schwerer tut man sich dann schon dabei, zu erklären, wie Frauen in Sozialen Medien besser geschützt werden sollen. Denn wer hier wie stark reglementieren soll – Konzerne oder doch Nationalstaaten – ist noch nicht ausdiskutiert oder, weniger vorsichtig formuliert: Gegenstand von Rechtsstreits.

Kind oder Karriere

Wie auf der CSW in New York dominiert aber auch an der Westküste ein anderes Thema alle Debatten: die Künstliche Intelligenz (KI). „Alle wissen, dass hier große Chancen liegen, um den digitalen Gendergap aufzubrechen“, sagt Raab. Aber das könne eben nur gelingen, wenn man es richtig angeht, also schon jetzt, in einer relativ frühen Phase, darauf zu achten, dass die KI gendersensibel arbeitet.

Die Fortschritte der KI werden aber auch im Silicon Valley kritisch beäugt. Das wird am nächsten Tag klar, als Raab Gründerinnen und Investorinnen zum Brunch und Gespräch trifft. „Wir sollten uns Gedanken machen über die KI und darüber, wie sie unsere Arbeitskraft nicht ersetzen kann“, sagt etwa Alexandra Johanson, Geschäftsführerin von HEED Capital. Dann lacht sie: „Aber es wird schwieriger sein, die Arbeit von Frauen zu ersetzen, denn wir wissen, wie Multitasking geht.“

Apropos Multitasking: Wenn es um die Balance zwischen Familie und Karriere im Tech-Business geht, sind sich die sieben anwesenden Frauen einig: „You can not have it all here“, sagen sie. „Du kannst hier nicht alles haben“. Vor allem die Kinderbetreuungsangebote seien in den USA nicht gut genug ausgebaut, am Ende würde also immer einer draufzahlen – die Karriere oder das Kind. Als Frau mit einer Familie Karriere zu machen, das sei in Europa viel einfacher. Insofern sei auch Österreich gerade für Gründerinnen ein interessantes Land, sagen die Frauen.

Und abermals zeigt sich, was schon in den Tech-Konzernen aufgefallen ist: Prozentsätze und Frauenquoten, das wird hier als Thema von vorgestern angesehen. Ja, sie sei im Informatik-Studium noch eine von zwei Frauen gewesen, sagt Samira Curtis, Geschäftsführerin bei EIT Digital USA. Heute hingegen seien in den Kursen die Hälfte der Studierenden weiblich. Es gehe am Ende um etwas anders, sagt Johanson: den Business-Spirit. „Natürlich ist es immer noch ein Boys-Club. Aber du kannst als Frau mitmachen, du musst ihnen nur zeigen, dass du es ernst meinst.“

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