Interview mit Caroline Peters: „Ich brauche dringend Humorhilfe“

Die deutsche Schauspielerin Caroline Peters ist für die Komödie „Der Nachname“ für eine ROMY nominiert. Abstimmen kann man noch bis 19. März auf romy.at

Caroline Peters liebt die  Komödie. Wo andere nur Klamauk finden, sieht sie  großes Potenzial. Nicht nur für gute Unterhaltung, sondern auch für die ernsthafte Auseinandersetzung mit kontroversiellen, gesellschaftlichen Themen: „Ich werde nicht müde zu behaupten, dass Komödie eine schwierige, anspruchsvolle, interessante Sache ist“, sagt die deutsche Schauspielerin zum KURIER: „In Österreich wird das mehr gewürdigt als in Deutschland. In Deutschland herrscht die generelle Einstellung, dass Komödie keinen Inhalt hat. Das halte ich für einen total falschen Ansatz.“

Caroline Peters ist bereits zum zweiten Mal für eine Komödie ROMY-nomiert: Diesmal als beliebteste Schauspielerin in dem deutschen Lustspiel „Der Nachname“. Sie verkörpert darin eine gestresste Ehefrau, Schwester und Tochter, deren Mutter – gespielt von Iris Berben – ihren Ziehsohn heiratet und damit die empörte Restfamilie gegen sich aufbringt.

Ihre erste ROMY-Nominierung  erhielt Peters für ihren Auftritt in Eva Spreitzhofers Culture-Clash-Comedy „Womit haben wir das verdient?“ Als überforderte Mutter einer Tochter, die zum Islam übertritt, brachte sie gemeinsam mit „Ehemann“ Simon Schwarz das Publikum zum Lachen.

Ende März gehen die Dreharbeiten zur Fortsetzung los – unter dem (vorläufigen) Titel „Wie kommen wir da wieder raus?“

„Die Konflikte sind nicht mehr so überschaubar wie noch im ersten Teil“, erzählt Peters: „Alle Mitglieder der Patchwork-Familie haben während Corona eine neue Richtung eingeschlagen. Die wichtigste Frage ist jetzt: Redet man darüber oder schüttet man die Gräben zu?“

Beim familiären Weihnachtsfest brechen dann alle virulenten Themen auf: Von der veganen Weihnachtsgans über Transgender, Impfgegnerschaft, Corona-Demo und Ukraine-Krieg  ist alles dabei, was unsere Gesellschaft derzeit spaltet. Aber gerade in solch einer Situation glaubt die 51-Jährige an die Kraft des Humors: „Die letzten drei Jahre haben alles auf den Kopf gestellt. Ich brauche dringend Humorhilfe, wo ich dabei zuschauen kann, wie Leute Witze darüber machen, was mich im Alltag belastet: Inflation, Krieg, Corona, der totale Umbau der Kulturlandschaft, Gender-Streit und Cancel Culture. Es herrscht so viel Krawall in der Gesellschaft, den man am besten mit Komödie auflösen kann: Weil dann alle darüber lachen dürfen – egal, über welche Position.“

ORF/ORF/Felipe Kolm

Caroline Peters mit Simon Schwarz in der Komödie „Womit haben wir das verdient?“

Zuletzt hat Peters, die auch dem Ensemble des Burgtheaters angehört, mehr Filme gedreht, als Theater gespielt: „Das hat sich so ergeben. Im Moment bin ich sehr zufrieden.“

Gerade hat sie unter der Regie von Clara Stern einen Fernsehfilm für den ORF mit dem Titel „Zwei gegen die  Bank“ abgedreht. Ein Road-Movie-Komödien-Mix, in dem sie gemeinsam mit Daniela Golpashin im Taxi durch ein nächtliches Wien jagt  und veruntreutes Geld unter die Leute bringt.  Im Frühsommer steht eine weitere Komödie auf dem Drehplan:  In „What a Feeling“ spielt sie mit Proschat Madani ein Liebespaar, das mit Hindernissen kämpft.

Und schließlich kommt im Sommer die Tragikomödie „Die Unschärferelation der Liebe“ ins Kino, in der Caroline Peters mit Burkhart Klaußner unter der Regie von Lars Kraume zu sehen ist.

Doch Peters engagiert sich auch für kleinere Low-Budget-Filmen, wenn sie Interesse an dem Projekt findet  – wie etwa für Amina Handkes Film „Mein Satz“. Amina Handke adaptierte aus einem Text ihres Vaters Peter Handke eine Rolle für ihre Mutter, die Schauspielerin Libgart Schwarz: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich gefragt wurde, mitzumachen. Ich fand das   Projekt ganz toll.“

Das Rollenangebot für Frauen ist immer geringer als für Männer, und ab 50 immer dünner, findet die Schauspielerin – „im Theater besonders, aber im Film auch. Für Frauen, die älter werden, gibt es laut mancher Produzenten nicht viel zu erzählen. Es sind wenige, die durchsetzen können, dass sie einen ganzen Plot tragen dürfen. Das wirkt schon oft  frauenfeindlich und altersfeindlich.“

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das Publikum kehrt nach der Corona-Flaute langsam wieder zurück. „Es gibt einen ganz deutlichen Aufschwung, der auch mit Zahlen belegbar ist“, ist Peters überzeugt.

Apropos Publikum: Über die Nominierung für die ROMY hat sie sich sehr  gefreut – „gerade auch, weil es ein Publikumspreis ist. Außerdem ist Österreich meine Wahlheimat. Da mein Mann und ich in Wien leben, ist es mir besonders wichtig.“
 

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