SPÖ-Kandidat Andreas Babler: „Ich bin Marxist“

In TV-Interview: „Die Gleichsetzung von Marxismus mit allem, was daraus gemacht wurde, ist natürlich ein Blödsinn.“ Später ruderte er zurück.

Wie links ist Andreas Babler? Der Traiskirchner Bürgermeister, der mit dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil um die SPÖ-Führung kämpft, sprach am Mittwoch Klartext: „Ich bin Marxist“, erklärte er in der Puls24-Sendung „Milborn“: „Ich bin marxistisch orientiert seit meiner Jugendorganisation. Aber Marxist ist natürlich ein hartes Wort manchmal.“

In der „ZiB2“ ruderte er im Live-Interview zurück: „Wenn man sich mein Programm anschaut, ist es zutiefst sozialdemokratisch verortet.“ Und: Ich verstehe die Aufregung echt nicht. Ich tue nichts anderes, als über Marxismus zu reden. Er war einer der Denker, die unser Parteiprogramm geprägt haben.“ Auf Nachfrage von Armin Wolf, ob er jetzt Marxist sei, schließlich stehe das für Enteignung und die Diktatur des Proletariats, meinte Babler in der „ZiB2“: „Nein, überhaupt nicht.“

„Die richtige Brille“

Ob dies die richtige Brille sei, die Welt zu betrachten, fragte Interviewerin Corinna Milborn in davor auf Puls24: Schließlich hätten sich mörderische Diktatoren wie Josef Stalin auf diese Ideologie bezogen. Auch der ehemalige Ostblock sei darauf zurückzuführen. „Die Gleichsetzung von Marxismus mit allem, was daraus gemacht wurde, ist natürlich ein Blödsinn“, argumentiert Babler.

Der Marxismus sei „eine gute Brille, um ökonomische Zusammenhänge gut verstehen zu können“. Er beschränkt sich aber nicht nur darauf, betonte er.  „Ich kenne genauso neoliberale Philosophen, mit denen ich mich auseinandersetze.“ Nachsatz: „Aber ich finde schon, dass der Zugang, zu erklären, wie die Ausbeutung im Lohnprozess und viele andere Geschichten organisiert sind, sicher eine Berechtigung hat.“

Kontroversen auch früher

Anfang der 2000er-Jahre, in seiner Zeit in der Sozialistischen Jugend (SJ), etablierte sich Babler als Vertreter der sozialistischen „Stamokap“-Bewegung – „Staatsmonopolistischer Kapitalismus“. Verkürzt beschreibt die Theorie die Endphase des Kapitalismus und wie dieser überwunden werden kann. Wladimir Iljitsch Lenin, Begründer der Sowjetunion, gilt als zentraler Vordenker. Schon deshalb kommt es nicht überraschend, dass Babler auch sozialistische bis kommunistische Gruppen wie die Sozialistische Linkspartei unterstützen – die sich eigentlich von der Sozialdemokratie losgesagt haben.

Babler bedauerte in den 1990ern den Zerfall Jugoslawiens und liebäugelte noch bis vor wenigen Jahren mit dem EU-Austritt. Allesamt Positionierungen, von denen sich Babler mittlerweile klar distanziert.

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