Einspringer nach „Watschenaffäre“: Die Kritiken vom Wochenende

Akzentreiche Klänge bei „Herbstgold“ in Eisenstadt, Marathon-Mann Günther Groissböck im Musikverein, und Molières „Menschenfeind“ in St. Pölten.

Kritik. Maxim Emelyanychev trägt einen Namen, den man sich merken sollte: 35 Jahre alt, aus Russland stammend, ist er bereits Chefdirigent des Originalklangensembles „Il Pomo d’Oro“ und des Scottish Chamber Orchestra. Und er ist schon in renommierten Kulturmetropolen, wie etwa bei den Salzburger Festspielen oder im Wiener Konzerthaus, aufgetreten: Jetzt konnte man sich beim Herbstgold-Festival in Eisenstadt (bis 24.9) am Pult des Chamber Orchestra of Europe – dem Orchester in Residence – von seinem großen Talent und seinem, manchmal gestisch etwas zu überschäumendem Temperament, überzeugen. Er war kurzfristig für Sir John Eliot Gardiner eingesprungen, der wegen einer handfesten Auseinandersetzung mit einem Sänger sämtliche Dirigate in naher Zukunft zurückgelegt hat.

Und das fand im wunderbaren Haydn-Saal im Schloss Esterházy statt – mit dem völlig identischen Programm.

Zuerst einmal bei Franz Schuberts Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200, die unter seinen „Jugendsinfonien“ einen Höhepunkt darstellt und schon mit großer Meisterhaftigkeit komponiert worden war. Sie wurde mit starken Akzenten, strahlender Heiterkeit und Frische, ja Wiener Charme musiziert. Besonders das Presto-Finale mit der stürmischen Tarantella riss mit. Natürlich durfte Joseph Haydn nicht fehlen: Seine Sinfonie Nr. 90 in C-Dur wurde ebenfalls sehr lebendig, besonders im ausgelassen wirbelnden Finale und mit vielen Nuancen gespielt.

Dazwischen sorgte er auch für die ideale Begleitung bei von Weber. Aus der Oper „Oberon“ erklangen zwei Arien der Rezia „Ocean! Thou Mighty Monster“ und „Mourn Thou, Poor Heart“ mit Feenzauber, Leidenschaft, aber auch Verzweiflung, sowie die Arie der Agathe aus dem „Freischütz“ „Leise, leise fromme Weise“. Diesen lieh die englische Sängerin Lucy Crowe ihren ausdrucksstarken, höhensicheren und in allen Lagen fein klingenden Sopran. Großer Jubel!

Von Helmut Christian Mayer

Der musikalische Marathon-Mann kann  auch als Liedsänger Begeisterung entfachen

Günther Groissböck und Malcolm Martineau im Musikverein

Kritik. Wie sich ein Marathon in einem Opernsängerleben manifestiert, lebt Günther Groissböck, einer der gefragtesten Bässe, seit Monaten vor. In den vergangenen Wochen verbuchte er mehr Auftritte als so manche seiner Kollegen in zwei Jahren nicht wagen würden.

Als Regisseur und Sänger (als König Philipp) triumphierte er mit und in Verdis „Don Carlo“ in Klosterneuburg, sang in Bayreuth, zudem Solo-Abende bei Sommerfestivals und ist derzeit an der Wiener Staatsoper in Richard Strauss“ „Daphne“ und in Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zu erleben.

Vor seinem Gastspiel in der Londoner Wigmore Hall am 22. 9. schob er einen Liederabend im Wiener Musikverein ein. Malcolm Martineau war ihm ein famoser Partner. Groissböck nützte die Intimität des Brahms-Saals, setzte auf die warmen Farben seiner Stimme und eine hohe Dosis an Expressivität. Bestechend gerieten Robert Schumanns Vertonungen von Heinrich Heines Gedichten.

Mit Ironie, Schärfe und Dramatik intonierte er fesselnd „Die feindlichen Brüder“, „Belsazar“ und „Die beiden Grenadiere“. Schumann, Heine, Groissböck und Martineau – eine ideale Kombination. Mehr davon wäre ein Gewinn. Ein Block mit Liedern von Anton Bruckner ließ aufhorchen. Bei Richard Strauss war er ganz in seinem Element. Alles andere als leicht hatte es sich der Sänger mit dem restlichen Programm gemacht. Bei den fordernden Tonschöpfungen von Hans Rott und den Auszügen …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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