Der Schweizer stellt sich in Ruandas Hauptstadt Kigali als einziger Kandidat der Wahl zum Präsidenten des Fußball-Weltverbandes.
Johann Gartner brach am Montag nach Ruanda auf. In die Interimsregentschaft des 71-jährigen Niederösterreichers als Präsident des Österreichischen Fußballbundes fällt der 73. Kongress des Weltverbandes. In dessen Rahmen wird am Donnerstag in Kigali der FIFA-Präsident gewählt. Es tritt nur Gianni Infantino an. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Schweizer wiedergewählt wird.
Der Kongress ist die jährliche Versammlung aller 211 Nationalverbände, die Mitglied in der FIFA sind. Widerstand gegen Infantino gibt es fast nur in Europa, das nur 55 Stimmen hat und gespalten ist.
So hat Norwegens Fußball-Präsidentin Lise Klaveness schon gesagt, dass sie den Schweizer nicht wählen werde. „Wir glauben, dass er viele Gelegenheiten verpasst hat, die Änderungen, für die er gewählt wurde, umzusetzen.“ Ihr deutscher Kollege, Bernd Neuendorf, hat ein Votum an Bedingungen geknüpft. „Das wird auch davon abhängen, ob das, was er zu Menschenrechten angekündigt hat, umgesetzt wird“, sagte Neuendorf vor dem Sportausschuss des deutschen Bundestages.
Unter anderem wird vom Weltverband gefordert, einen Entschädigungsfonds für die im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu Schaden gekommenen oder gar verstorbenen Arbeitsmigranten einzurichten.
Keine Denkzettelwahl
Anders die Österreicher. Gartner sagte vor dem Abflug: „Fakt ist, dass Gianni Infantino der einzige Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten ist, und er wird daher auch vom ÖFB unterstützt.“ Der gelernte Elektrotechniker und jahrelange Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Ziersdorf setzt nicht auf Denkzettel, sondern auf gemeinsame Lösungsansätze. „Hier müssen Brücken gebaut und unterschiedliche gesellschaftliche Wertesysteme vereint werden.“ Man müsse aber die Lehren aus dem Vergabeprozess der WM an Katar ziehen und für klare ethische Standards sorgen. Gartner: „Diesen Standpunkt werden wir vehement vertreten.“
Standpunkte zum Thema Menschenrechte sind nur ein Thema, ein anderes ist vor allem Geld. Die neue Klub-WM mit 32 Teams, darunter natürlich die europäischen Spitzenklubs, wird ab 2025 eine Bedrohung für die UEFA Champions League. Auch die Pläne Infantinos einer WM im Zwei-Jahres-Rhythmus oder eine weltweite Nations League sind massive Angriffe auf das Geschäftsmodell der reichen Europäer.
Neben Asien stellten sich auch Afrika, Ozeanien und Südamerika öffentlich einstimmig hinter Infantino. Ein Grund ist vor allem das Geld, das er auf die Nationalverbände verteilen kann. Aus einer Milliarde Dollar aus dem ersten WM-Zyklus unter Infantino wurden 1,746 Milliarden. Für 2026 sind 2,3 Milliarden prognostiziert.
Eigentlich müsste nach drei Amtszeiten Schluss sein. Weil die drei Jahre nach dem Rücktritt Blatters zwischen 2016 und 2019 keine vollständige Amtszeit gewesen seien, sagte Infantino, der am 23. März 53 wird: „Am 16. März 2023 beginnt meine zweite Amtszeit.“