Daniel Wisser: Wer zweimal lebt

Daniel Wissers Schelmenroman „012“: Unsere Welt aus dem Blickwinkel der 90er

Die Menschen streicheln ständig kleine tragbare Computer. Die Straßen sind mit SUVs verstopft und so gut wie alle tragen Faschingsmasken und reden von Herdenimmunität. Sind das hier alles Schafe?

Es ist das Jahr 2021 und der vor dreißig Jahren verstorbene Computerentwickler Erik Montelius wird als erster Patient weltweit aus der kryonischen Konservierung geholt. Handys und Pandemie sind neu für ihn und dass er tatsächlich wieder leben würde, hat keiner so recht geglaubt. Seine Frau ist jetzt 70 und hat einen Kollegen geheiratet, der Eriks Forschungen als die eigene ausgegeben und damit viel Geld gemacht hat. Dass es ihn offiziell gar nicht gibt, wird für Erik Montelius zur Chance. Er hat einen anderen Blick auf das Dasein und blickt mitleidig-spöttisch auf unsere Welt und ihre sonderbaren Gepflogenheiten.

Cover

Daniel Wisser:
„012“
Luchterhand.
447 Seiten.
25,70 Euro 

Daniel Wisser hat mit „012“ einen klassischen Schelmenroman geschrieben. Sein Held wundert sich über diese Zeit, in die er so plötzlich hineinkatapultiert wurde. Aber stimmt das überhaupt? Verlässlicher Erzähler ist er keiner, wie man im zweiten Teil des Romans erfährt. Denn schließlich ist da noch diese Ghostwriterin von Radio Niederösterreich.

Schlau, komplex, trotzdem unkompliziert ist dieses freche Buch. Elfriede Jelinek hat’s auch gefallen.

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