Die Serie (Apple TV+) geht ein ordentliches Stück weiter in der alternativen Geschichte: 2003 ist der Mars erobert und die Sowjetunion ein Krisenherd.
Wenn es in der Sowjetunion im Fernsehen plötzlich nur noch „Schwanensee“ auf allen Sendern spielt, dann weiß man, dass etwas im Busch ist. Das war beim echten Putschversuch gegen Gorbatschow im Jahr 1991 so. Und das ist auch in der neuen Staffel von „For All Mankind“ so.
Nur ist hier im Jahr 2003 Gorbatschow immer noch an der Macht, es gibt die Sowjetunion noch, der Mond und der Mars sind besiedelt und die Russen und die Amerikaner arbeiten zusammen, nicht gegeneinander. Die Serie zeichnet eine alternative Weltgeschichte weiter, die mit einem Trennpunkt von der echten begonnen hat: Dass nämlich das Weltraumrennen zum Mond in den 1960ern nicht mit einem amerikanischen Triumph endet, und daher auch in den darauf folgenden Jahrzehnten die Eroberung des Weltalls im Zentrum der Weltpolitik steht.
Das verändert viel: Manche Innovation erfolgt viel früher, manche viel später. Und nun, 2003, ist die Welt an einem ganz anderen Ort angelangt als die echte damals.
Manches aber ist gleich geblieben: Miles (Toby Kebbell) ist ein einfacher Arbeiter, der sich zu zwei Jahren Dienst am Mars verpflichtet, um seine Familie zu ernähren – und dort übers Ohr gehaut wird, wie das den kleinen Rädchen im Getriebe halt so passiert.
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Die Mars-Kolonie ist inzwischen ein Riesenkomplex, in dem die Nationen gereizt mit- und nebeneinander leben, informell geleitet von Ed Baldwin (Joel Kinnaman), der zu Beginn der neuen Staffel einen Asteroiden zum Mars schleppen will, um dessen Ressourcen auszubeuten.
Überhaupt finden sich viele der einstigen Weltall-Abenteurer auf der nächsten, höheren, aber faderen Stufe der Karriereleiter wieder.
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Die große Politik
Auf der Erde dreht sich – Stichwort: „Schwanensee“ – derweil die große Weltgeschichte ein ordentliches Stück weiter, was manche bisherige Serienfigur in Schwierigkeiten bringt: Die ehemalige NASA-Chefin Margo (Wrenn Schmidt) etwa lebt undercover in Moskau, gerät dort aber ins Zentrum blutiger Unruhen.
Die Serie bleibt sich jedenfalls treu – zwischen alternativer Historie, Arbeitsplatzdrama und Weltpolitik, weiterschauen empfohlen.