Die Gewerkschaft vida geht mit kräftigen Forderungen in die KV-Verhandlungen am Dienstag. Im Mittelpunkt stehen eine Inflationsabgeltung, eine Reallohnerhöhung und Boni für alle
Bei der Austrian Airlines (AUA) werden am Dienstagvormittag die Kollektivvertragsverhandlungen für das Bordpersonal (3.200 Mitarbeiter) fortgesetzt. Die Gespräche am Flughafen Wien werden deshalb mit Spannung erwartet, weil die Gewerkschaft vida hohe Forderungen an das AUA-Management stellt. Laut AUA haben bisher zehn Verhandlungsrunden stattgefunden, diese sollen aber ergebnislos verlaufen sein.
„Wir fordern, dass das Sparpaket, das bis 2024 läuft, sofort beendet wird“, sagt vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart zum KURIER. „Außerdem muss es zu einem Zuwachs des Reallohns kommen – aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage bei den Austrian Airlines und in der Luftfahrt im Allgemeinen.“ Die Belegschaft, Bord- und Bodenpersonal, habe rund 300 Millionen Euro dazu beigetragen, die Fluglinie durch die Krise zu führen. Die Mitarbeiter verzichteten auf bis zu 15 Prozent ihres Gehalts.
Rasche Lösung
„Wir haben einen klaren Auftrag von den Mitarbeitern und hoffen, dass wir auf dem Verhandlungstisch sehr rasch eine Lösung finden“, sagt der Gewerkschafter. „Wir hoffen, dass sich das Management der AUA dessen bewusst ist und mit uns konstruktiv weiterverhandelt. Wir wollen nicht wieder gezwungen werden, einen Arbeitskampf zu führen.“ Am 7. März 2023 war eine Betriebsversammlung von der Belegschaft in einen Warnstreik übergegangen. Jetzt steht Ostern vor der Tür, ein neuer Warnstreik würde die Flugpläne durcheinanderwirbeln.
Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft ist einerseits, dass die Inflation abgegolten wird. Basis bei den Verhandlungen ist die rollierende Inflation vom Vorjahr in Höhe von 8,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Februar lag sie bei 10,9 Prozent. Andererseits bedeutet der geforderte Reallohnzuwachs, dass mehr als die Inflation abgegolten werden muss.
Liebhart will sich, was die Höhe der Forderung betrifft, nicht in die Karten schauen lassen, um die Verhandlungsposition nicht zu schwächen. Aber diese Inflationsabgeltung plus Reallohn-Forderung könnten sich bei einem Plus von bis zu 13 Prozent einpendeln, schätzen Branchen-Experten.
Es gibt aber noch einen weiteren Verhandlungspunkt, der bei der Belegschaft bisher für viel Unruhe sorgt. Denn im Rahmen der AUA-Mutter Lufthansa sollen die zweite und dritte Ebene der AUA-Führungsebene Boni erhalten – für das Geschäftsjahr 2022.
„Wenn die Führungskräfte Boni-Zahlungen bekommen, für 2022, wo das fliegende Personal einen Sparbeitrag geleistet hat, und der Sommer in der Luftfahrt gut gelaufen ist, dann ist es selbstverständlich, dass man eine Möglichkeit findet, das Personal an den Boni-Zahlungen zu beteiligen“, sagt Liebhart. Er kann sich eine Einmalzahlung als Teuerungsbonus vorstellen.
Die Zeichen für die Gespräche stehen günstig. „In der vergangenen Verhandlungsrunde war die Stimmung durchaus konstruktiv“, sagt Liebhart. „Es wird darauf ankommen, dass das Gesamtpaket stimmig ist.“
Das Paket der AUA
Indes bringt die AUA ins Spiel, dass sie diverse Maßnahmen bereits „einseitig“ umgesetzt hat: So habe sie ab Jänner 2023 den Gehaltsverzicht zurückgenommen; ab Mai 2023 wird sie einen Inflationsausgleich in Höhe von sieben Prozent abgelten; ab Jänner 2023 wurden die Einstiegsgehälter der Flugbegleiter auf 2.000 brutto angehoben und eine weitere Teuerungsprämie in Höhe von 1.000 Euro ausbezahlt.
Was die Boni der Führungskräfte betrifft heißt es von der AUA: „Nachdem für alle Beschäftigten das Krisenpaket vollständig beendet werden soll (alles was einseitig beendet werden konnte wurde gemacht), werden auch die einzelvertraglichen Gehaltsbestandteile für Führungskräfte (das umfasst Teamleiter bis Bereichsleiter, etwa 80 % davon Teamleiter) reaktiviert.“